Interview mit Emanuel von Bizzaroworldcomics.de

Bizzaroworldcomics ist für viele eine feste Größe in der deutschen Comic-Landschaft. Reviews, Kolumnen und Interviews mit bekannten Künstlern sind nur einige Dinge, die so viele an diesem Blog lieben und genau deshalb bat(-man) ich den Betreiber dieser Fan-Instanz um ein Interview – um auch den Menschen hinter der Seite besser kennenzulernen.

• Hallo Emu, schön, dass Du dir die Zeit für das Interview genommen hast. Vielleicht stellst Du dich meinen Lesern zuerst einmal vor. Wer bist Du und was treibst Du so im normalen Leben?

Bizzaroworldcomics
Hi Captain, hallo liebe Leser vom Captain. Es ist wirklich sehr seltsam und amüsant zugleich jemanden so anzusprechen. 🙂
Also, mein Name ist Emu (Emanuel) und ich bin der Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de, einem DIY-Comic-Blog, auf dem ich Rezensionen, News, eine Kolumne und andere Beiträge zum Thema Comic und auch eng artverwandten Themen publiziere.

• Ja, die Bürde eines Captains kann man sich eben nicht aussuchen. *g*
Was würdest du rückblickend als Dein erstes Comic-Erlebnis beschreiben? Was war Dein erstes Comic, wie gefiel es Dir damals und was denkst Du heute darüber?


Bizzaroworldcomics
Das müsste eine der ersten Spawn Ausgaben vom Infinity Verlag gewesen sein. Die Comics liefen in Deutschland gerade erst an und der Film sollte einige Monate später in den Kinos starten. Ich glaube 1997 dürfte das gewesen sein und ich war damals 11 oder 12 Jahre alt. McFarlane schrieb und zeichnete noch selbst, lange bevor Capullo durch Spawn zum Superstar aufstieg, wobei er heute wahrscheinlich eher für seinen Batman berühmt ist. Zu Recht.

Ich weiß noch, wie ich mich durch die ellenlangen Monologe kämpfte und eigentlich nur an den Zeichnungen interessiert war. Später wurde ich dann auf die Marvel / DC Deutschland Comics aufmerksam. Ich kannte die Figuren alle aus Filmen, Spider-Man und Batman aus den Zeichentrickserien. Die Batman The Animated Series lief damals immer auf Pro Sieben und ich verpasste keine Folge, freute mich sogar über Wiederholungen.
Ich hatte kaum Geld mir Comics zu kaufen, 1-2 Hefte pro Monat waren da schon Luxus. Also gab es dann mal ein Spider-Man Heft hier, eine Ausgabe von Batman dort. Vor allem die Crossover haben es mir dann später angetan.

Als sich dann Sony mit ihrer PlayStation in meiner Freizeit breitmachte, war es erst mal vorbei mit dem Kaufen von Comics. Erst 5 oder 6 Jahre später sollte es dann wieder soweit sein. Ich stand an einem Bahnhofskiosk, ungefähr Anfang 2006, hatte gerade mein Abitur hinter mir und durch den Zivildienst etwas Kohle in der Tasche. „V wie Vendetta“ lief gerade in den Kinos an und die Neuauflage von Panini Comics lag dort aus. Ich dachte mir: ..probier’s doch mal wieder!“ und schlug zu. Als ich danach Morrisons „All Star Superman“ las (für mich bis heute eine der besten Superhelden-Storys überhaupt), hatte ich das Gefühl die Tür zu einer Welt größer als Narnia aufgetreten zu haben. Das ist jetzt gut 10 Jahre her und seitdem bin ich darin gefangen. Als ich dann nach dem Studium endlich anfing mit arbeiten, habe ich sicher so manchem Comic-Händler die Altersvorsorge finanziert.

• Ich glaube, das Problem mit den störenden Dialogen zwischen den Bildern und den Löchern in der Geldbörse hatten viele von uns im Kindesalter.
Okay, nächste Frage: Comics gehen ja oft mit einer Sammelleidenschaft einher. Wenn man Comics in die Hülle packt und nach dem Lesen seiner Sammlung hinzufügt, ist das nicht selten ein geradezu zeremonieller Akt. Wann war für Dich klar, dass Du nicht nur ab und an mal ein Comic-Heft lesen, sondern Dich mehr mit der ganzen Thematik auseinandersetzen möchtest?


Bizzaroworldcomics
Seitdem ich finanziell halbwegs auf eigenen Beinen stehe. Ich bin ein ziemliches Kontinuitäts-Opfer und demnach mit den Superhelden-Comics in die damit perfekte Falle getreten. Als ich vor 10 Jahren wieder anfing aktiv Comics zu lesen, besorgte ich mir nahezu alles, was ich auch nur halbwegs finanziell realisieren konnte.
Das Internet war da und stellte für mich einen schier endlosen Informations-Pool dar. Einer Bitte um Empfehlung in einem Forum folgten hunderte Antworten und ich wusste überhaupt nicht wo ich ansetzen sollte. Ich liebte es, mich durch dutzende Comics zu wühlen, Serien anzutesten oder Comics einfach nur deshalb zu kaufen, weil der Autor oder der Zeichner als Genie galt. Das war, und irgendwie ist es das auch noch heute, eine atemberaubende Entdeckungsreise.
Auch wenn ich hin und wieder Ausgaben verkaufte, wuchs die Sammlung kontinuierlich und bedarf heute schon eines koordinierten Verstausystems. Aber die Übung macht’s. Das Sortieren und Verstauen von Comics ist für mich entspannender, als für manch andere Yoga.

• Was schätzt du – oder weißt es eventuell sogar – wie viele Comics du besitzt? Und wir zählen das hier wie Gimli auf den Pelennor-Feldern: Auch dicke Sammelband-Olifanten zählen nur als einer.

BizzaroworldcomicsPuuuh, das ist wirklich schwer zu beantworten. Ich habe mal angefangen, eine Art Archiv zu erstellen, aber das wurde mir nach einiger Zeit zu mühselig und ich ließ einfach ab vom Wunsch wissen zu wollen, wie viele Comics es denn nun tatsächlich sind. Inklusive aller Hefte und Sammelbandausgaben, wobei Sammelbände als einzelne Ausgabe zählen, würde ich sagen, irgendwas zwischen 1.000 und 2.000 Comics. Also noch alles im Rahmen.

• Dieser Rahmen ist wohl eher relativ zu sehen. Einen Weltrekord brichst du sicher nicht, doch kann man bei der Anzahl an Comics schon behaupten, dass du ein Faible dafür hast. 😉
Du betreibst ja mit bizzaroworldcomics.de einen ziemlich erfolgreichen Comic-Blog, der sich Comics an sich und vielen daran angrenzenden Themen widmet. Was bewog Dich einst, selbst einen Blog zu starten und wie bist Du auf den Namen für den Blog gekommen?

BizzaroworldcomicsIch habe bereits vor dem Blog mehr oder weniger für diverse andere Plattformen geschrieben. Meist über Filme, zuletzt auch über Musik. Als ich anfing als Autor für das DeepGround Magazine über Musik, Filme und auch Comics zu schreiben, entwickelte sich schnell eine spezielle Leidenschaft Artikel über Comics zu verfassen. Da ich mit der Zeit die Freiheiten eines Blogs sehr zu schätzen lernte, verlagerte ich die Comic-Artikel dann gänzlich in ein eigenes Blog und schreibe mittlerweile nur noch für meine eigene Plattform.
Ich hätte nicht mal ansatzweise damit gerechnet, dass das Blog zu einem solchen Selbstläufer werden bzw. auf diese positive Resonanz treffen würde. Das spornte mich natürlich immer mehr dazu an, das Blog so professionell und leserfreundlich wie möglich zu gestalten.
Der Grundgedanke war schließlich immer als Comic-Leser für Comic-Leser zu schreiben. Ich teile demnach meine eigene Leseleidenschaft mit Leuten, die genauso sind wie ich oder sich einfach dafür interessieren und sich darüber informieren wollen.
Der Name „bizzaroworldcomics“ bezieht sich natürlich auf „Bizarro World“, der Heimat von Supermans Villain Bizarro. Ich mag die Figur und die Darstellung der Welt sehr. Für den Namen des Blogs änderte ich lediglich die Schreibweise von einem Doppel-R zu einem Doppel-Z, um möglichen rechtlichen Diskrepanzen aus dem Weg zu gehen.

• Mit dieser Schreibweise hast du mich übrigens schon oft zur Weißglut gebracht, weil ich die Adresse beim ersten Mal immer falsch – bzw. richtig – eintippe. *g*
Aber wieder zu deinem Blog: Du bist aktuell ja schon ziemlich erfolgreich unterwegs, doch ist es immer auch interessant, einen Blick in die Zukunft zu werfen, oder?. Hast Du Ziele oder Pläne für Deinen Blog und mit welchen Erwartungen bist Du damals gestartet?

BizzaroworldcomicsErwartungen hatte ich nicht wirklich. Ich dachte, ich schreibe einfach ein paar Beiträge und ein paar Freunde könnten sich so über Comics informieren und vielleicht etwas finden, das sie interessiert. Die Sache wurde dann schnell immer größer, die Beiträge regelmäßiger und komplexer und die Leser immer mehr. Mittlerweile reise ich auch zu Messen und berichte darüber, mache Interviews mit Künstlern und Verlagen, usw.
Ich bin ebenfalls sehr gespannt, was die Zukunft noch für mich bereithält. 🙂

• Gutes Stichwort! Deine Interviews wirken immer gut vorbereitet und – obwohl du nicht Karla Kolumna bist – recht professionell. Wie erlebst du die Verlagsvertreter oder Künstler bei Messen oder im E-Mail-Verkehr? Wissen deine deutschen Interviewpartner wer du bist und sehen dich als „Journalist”, oder fühlst du dich eher als Fan-Blogger wahrgenommen?

BizzaroworldcomicsIch fühle mich da wohl eher als „Fan“ bzw. „Leser“, da ich in erster Linie nun mal genau das bin. Dennoch versuche ich für Künstler und Verlage ein gewisses professionelles Umfeld zu schaffen. Die meisten Verlage kennen mich natürlich mittlerweile und die Künstler zumindest die Texte, die ich zu ihren Werken verfasst habe. Vorbereitung auf ein Interview ist dabei jedoch das A und O. sowie auch eine Sache des Respekts vor dem Künstler. Ich will mich mit dessen Arbeiten schon beschäftigt haben, bevor ich ihn dazu ausquetsche.

Gerade die deutsche Comic-Szene ist eigentlich ein recht familiärer Kreis. Hier spezielle unliebsame Begegnungen zu haben, ist eher selten. Die Kontakte mit Verlagen und Künstlern waren daher bisher immer ausgesprochen freundlich.

• Das klingt doch gut und lässt für die deutsche Szene weiter hoffen.
Gut, das war’s auch schon und ich darf mich recht herzlich für das schöne Interview bei Dir bedanken und hoffe, dass wir in Zukunft mal die eine oder andere gemeinsame Aktion starten können. Die abschließenden Worte gehören aber natürlich Dir:

BizzaroworldcomicsIch bedanke mich bei Dir und natürlich auch Deinen Lesern für das nette Gespräch. Die Szene und auch die Anzahl der Comic-Interessierten wächst immer weiter, was sehr schön ist. Hoffen wir, dass wir alle zusammen dazu beitragen können, dem Medium Comic auch in Deutschland endlich zu dem Status zu verhelfen, den diese Kunstform verdient hat. (Anmerkung des Captains: Nach diesem Schlusssatz habe ich Pipi in den Augen)

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