Blast 2: Die Apokalypse des Heiligen Jacky (Reprodukt)

Polza Mancini führt uns im zweiten Teil seines Verhörs in immer tiefere Abgründe der menschlichen Seele. Der erste Band war schon ein großes “Wow”, doch dieser ist sogar noch “wower”!

(©Reprodukt)
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Titel: Blast 2: Die Apokalypse des Heiligen Jacky
Format:
Hardcover
Verlag:
Dargaud, erschienen bei Reprodukt
Erschienen:
2013
Autor:
Manu Larcenet
Zeichner:
Manu Larcenet
Seiten:
208
Preis:
29 €

Handlung:
Das Verhör Polza Mancinis setzt sich fort. Nach wie vor bekommen die beiden Polizisten jedoch nicht das, was sie eigentlich wollen: Eine prägnante Schilderung des von ihnen untersuchten Falls. Der dicke Sonderling berichtet den Ermittlern Stück für Stück, was sich in seiner jüngsten Vergangenheit zugetragen hatte und lässt dabei kein noch so vermeintlich unbrauchbares Detail aus. Allerdings stellt sich im Laufe seiner Ausführungen heraus, dass er einen anderen Inhaftierten des Reviers kennt und diesen womöglich durch seine Aussagen hinter Gittern zu halten vermag. Polza gewährt uns daraufhin Einblick in eine Geschichte, die verglichen mit dem, was wir aus Band 1 kennen, an Absurdität und Abstoßung ganz neue Sphären erschließt.

Grafische Aufmachung: 10/10
Auch im zweiten Band liefert uns Manu Larcenet optisch ein ungemein beeindruckendes Werk, das wie schon in “Masse” perfekt zur Geschichte passt. Durch die zunehmende Düsternis der Handlung und die immer widerwärtigeren Umstände, in denen sich der Protagonist befindet, bestechen die Bilder sogar noch mehr als im ersten Band – und das alleine grenzt schon an ein Wunder. Die Reduktion der Farben auf Schwarz und Grautöne verkörpert über alle Maßen genau das Gefühl, das der Leser des Comics empfindet. Die Bedrückung, der zunehmende Ekel und die stetig steigende Distanzierung Mancinis vom empathischen Verständnis des Lesers stellt sich hier perfekt dar. Und gerade auch die Inszenierung des Blasts, der hier nur ab und an die bisher gewohnte Relevanz einnimmt, wurde durch den Einsatz der Kinder-Kritzeleien grandios umgesetzt. Genial!

Anspruch: 10/10
Der Anspruch war nach Band 1 ungebrochen hoch. Eine derart gelobte Geschichte fortzusetzen vermag immer mit einem hohen Anspruch verbunden zu sein, doch das Gesamtpaket, das Blast mitbringt ist einfach überragend umgesetzt. Dass Larcenet hier ein wahres Meisterwerk geschaffen hatte, war bereits nach dem ersten Band jedem Kritiker klar und so darf es eigentlich kaum verwundern, dass ihm dies in

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der Fortsetzung mindestens ebenso überragend gelungen ist. Wie hier mit Bildern und Inhalten etwas erzeugt wird, das den Leser fesselt und nicht mehr loslässt, ist nicht nur fantastisch, es ist auch absolut bewundernswert! Einen Charakter wie Polza Mancini so darzustellen, dass man als Leser nicht weiß, ob man ihn lieben oder hassen soll und ob man Ekel oder Mitleid empfindet, grenzt schon an Zauberei. Gemischte Gefühle für einen literarischen Charakter zu haben ist nichts Neues, doch die Dimensionen, die das Ganze hier annimmt, sind schon bermerkenswert. Ein Geniestreich!

Gesamteindruck: 10/10
Blast 1 hat mich vom Hocker gehauen, doch Blast 2 verbietet es mir geradezu, wieder aufzustehen. Eindringlich, mitreißend und brillant zu Papier gebracht, das ist “Die Apokalypse des Heiligen Jacky”. Der zweite Band steht seinem Vorgänger in nichts nach und besticht hier und da sogar noch mehr durch das perfekte Zusammenspiel von Inhalt und optischer Darstellung. In “Masse” hatte man als Leser noch mehr des Mitgefühls für die Gestalt des Polza Mancinis übrig, doch hier entfernt sich der Charakter zunehmend weiter von dem, was man als vertretbar, nachvollziehbar oder akzeptabel bezeichnen würde. Man taucht immer tiefer in eine Welt ein, in der der Wunsch nach einem besseren Leben immer mehr dem Wahnsinn weicht und die Grenzen zwischen Einbildung und Realität zunehmend verschwimmen. Vor allem der neu eingeführte Charakter des Heiligen Jacky beschert dem Leser einen Einblick in menschliche Abgründe, mit denen man absolut nichts mehr gemein hat. Die Interaktion der beiden wirkt fast wie ein Zusammenspiel zwischen der Gegenwart und der Zukunft Mancinis. Ist Jacky das, was auch Polza werden wird, sollte er seinem Pfad weiterhin folgen, oder nimmt die Geschichte auch künftig unerwartete Züge an? Ich bin auf jeden Fall gespannt wie ein Flitzebogen, was mir Band 3 bescheren wird uns muss auch Band 2 eine absolute Empfehlung aussprechen. Unglaublich!