Wieso ich dem MCU-Hype nicht anheim falle

Mit Iron Man 1 begann vor vielen Jahren ein lange gehegter Traum vieler Comicfans: Ein übergreifendes Filmuniversum mit den beliebtesten Helden des Genres. Der Effekt, den wir über die letzten 10 Jahre erleben durften, war immens und die Einnahmen der MCU-Filme spricht wohl für sich. Es entstand ein Hype, der vor allem auch vielen mit dem Thema Comic nicht vertraute Menschen einen Einstieg in die Fantastik des Superheldengenres gewährt hat und bis heute auch für steigende Zahlen sorgt, wenn es um die Gewinnung neuer Comicleser geht.

Herausragende Filme gibt es dabei laut den Fans viele und entsprechend groß ist die Fangemeinde dahinter. Es wird schon lange vor dem Erscheinen des nächsten Films über nahezu alles spekuliert, was irgendwie in dem Film thematisiert werden könnte. Dabei richten sich die Fragen der Film-Fans häufig an die erfahrenen Comicleser, obgleich die Übertragbarkeit der Comic-Fakten auf die Filme nicht allzu häufig gegeben ist. Das macht den Austausch untereinander zwar rege, doch häufig nicht sonderlich zielführend, da man das MCU eher als Paralleluniversum des 616-Comicuniversums sehen muss, und nicht als dessen Übersetzung in ein anderes Medium.

Ich selbst war natürlich von Anfang an dabei und hatte durchaus Spaß an dem immer weiter ausgebauten MCU. Allerdings habe ich im Gegensatz zu so vielen Fans das Problem, dass ich die meisten Filme des MCU nicht mehr als 2 Mal ansehen kann, ohne mich zu langweilen. Der Grund dafür ist sicher von Film zu Film verschieden, doch ganz grundsätzlich sind mir viele der Filme inhaltlich einfach zu flach, um sie mehrmals zu schauen. Am Ende sind viele Titel der Reihe nämlich in erster Linie auf Action ausgelegt und weniger auf den Inhalt. Zwar gibt es hier und da durchaus interessante Ansätze, doch fehlt mir dann oft die Konsequenz in der weiteren Entwicklung.

Richtig auffällig wurde mein fehlendes Verständnis des Hypes dann bei Guardians of the Galaxy 2. Ich muss gestehen, dass mir der erste Teil durchaus gut gefallen hat und er auch zu den wenigen Filmen gehört, die ich mehr als 2 Mal gesehen habe, weil er durch seinen erfrischenden Humor einen absolut frischen Wind und eine sympathische Lockerheit in das MCU eingeführt hatte. Leider empfand ich, wahrscheinlich aufgrund eben dieses neuen Flairs, den Teil 1 mit sich brachte, Teil 2 häufig als zu generisch. Insbesondere die erste Hälfte des Films wirkte auf mich, als folgte ein erzwungener Gag dem nächsten, nur um noch lustiger zu sein als sein Vorgänger. Auch die gefühlte Leichtfüßigkeit des Humors in Teil 1 wurde deshalb für mein Empfinden kaum getroffen und so verkam der Film für mich zu einer Slapstick-Orgie, die erst zum Ende hin dann wieder etwas charakterliche Entwicklung mit sich brachte.

Ähnliches habe ich übrigens bei Deadpool 2 empfunden. Zwar zählt dieser nicht zum MCU, doch auch da fehlt mir das Besondere, das den ersten Teil zu dem macht, was er ist. Es mag an mir und meinem persönlichen Geschmack liegen, doch ich finde, das MCU hat bei vielen Filmen ein Problem mit der inhaltlichen Tiefe. Als bestes Beispiel lässt sich da der Civil War heranziehen. In den Comics ein wirklich packendes und polarisierendes Ereignis, plätschert der Film irgendwie so vor sich hin, hat hier und da mal einige gute Szenen und gipfelt kurzzeitig in einem Geplänkel auf dem leipziger Flughafen, das sich am Ende irgendwie auf dem großen Feld verliert und wie eine Hinterhofschlägerei zwischen ein paar Hooligans wirkt. Auch der plötzliche Umschwung des ernsten Thors zum Spaßvogel, den wir in “Tag der Entscheidung” miterleben durften, passt für mich überhaupt nicht zum eigentlichen Charakter des MCU-Thors und wirkt wieder so, als wollte man den Erfolg durch Humor, den man mit GotG 1 und 2 einfahren konnte, nun auch auf die eher unbeliebtere Thor-Reihe übertragen. Ebenso wurde die eigentliche Dramatik, weshalb Banner auf Sakaar ständig in der Hulk-Form verblieben ist, nicht adäquat verarbeitet, weshalb auch an dieser Stelle wieder viel charakterliche Tiefe verloren geht.

All das hält mich zwar davon ab, dem Hype anheim zu fallen, doch sorgt es nicht dafür, dass ich mir die kommenden Filme nicht anschauen werde. Infinity War hat mit Thanos endlich einen Kontrahenten geliefert, der nicht direkt wieder droht in Vergessenheit zu geraten und da James Gunn versprach, dass das MCU sich komplett verändern wird, bleibe ich optimistisch – wenn auch nicht gehyped.