Jupiter’s Legacy Band 1: Familienbande (Panini Comics)

Eine wirkliche Perle, die von “all-comics.com” als “ein bahnbrechendes Werk innerhalb des Genres” bezeichnet wurde. Auch für mich ein Meisterwerk!

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(©Millarworld, erschienen bei Panini Comics)

Titel: Jupiter’s Legacy Band 1: Familienbande
Format:
Softcover
Verlag:
Panini Comics / Millarworld
Erschienen:
22.03.2016
Autor:
Mark Millar
Zeichner:
Frank Quitely
Farben:
Peter Doherty
Seiten:
140
Preis:
16,99€

Inhalt:
Jupiter’s Legacy 1-5

Handlung:
Cloe und Brandon sind die Kinder der größten Superhelden aller Zeiten. Allerdings sind sie nicht so geraten wie es ihre Eltern gerne gehabt hätten. Weder Chloe noch Brandon waren in der Lage, die unglaublich hohen Anforderungen ihrer Super-Eltern zu erfüllen und so driften beide zunehmend vom rechten Pfad ab. Alkohol und Drogen bestimmen den Alltag der beiden Jugendlichen, die trotz allem versuchen, den Ansprüchen ihrer Eltern zu genügen. Doch sind diese Ansprüche überhaupt noch zeitgemäß? Hilft es einem Land, das vor dem Abgrund steht, wenn sich Superhelden mit Superschurken prügeln, oder bedarf es geistreicher Hilfe, um den Untergang Amerikas abzuwenden? Können konservative Vorstellungen einer heilen Welt in der heutigen Zeit noch funktionieren? Oder müssen neue Wege gegangen werden, notfalls über Leichen, um einen Umschwung herbeizuführen? Und viel wichtiger ist die Frage: Können Menschen und Superhelden überhaupt gemeinsam in einer durchkalkulierten Realität leben?

Grafische Aufmachung: 8,5/10
Optisch wirkt der Band recht bodenständig. Knallige Farben sucht man sowohl auf dem Cover als auch im Inneren vergeblich. Es dominieren matte Farben. Alles wirkt in sich ruhend und unterstützt damit den Inhalt wunderbar. Wir haben hier kein Comic, das sich mit den üblichen Marvel- oder DC-Vertretern vergleichen lässt. Hier liegt der zeichnerische Anspruch nicht darin, möglichst viele junge Leser anzulocken, sondern viel mehr darin, den interessierten und anspruchsvollen Comic-Fan zum Kauf zu bewegen. Dass Frank Quitely Erfahrung hat, weiß man spätestens seit “New X-Men, All-Star-Superman oder WE3” und dass er diese Erfahrung auch hier auf’s Papier bringt, ist spätestens nach der ersten Hälfte des Bandes klar ersichtlich. Die Zeichnungen müssen zur Geschichte passen und in Verbindung mit Peter Dohertys Farbgebung bekommen wir hier ein wundervoll stimmiges Werk aufgetischt. Lediglich an manchen Stellen hätte der eine oder andere Pinselstrich mehr, oder weniger, dem Ganzen noch das letzte Quäntchen zur Perfektion gegeben.

Anspruch: 9/10
Wie bereits erwähnt, will dieses Comic nicht den jungen, unerfahrenen Leser ansprechen, sondern viel mehr den etwas erfahreneren Comic-Fan, der nach anspruchsvollen Werken sucht, die nicht ausschließlich das Action-Pedal durchdrücken. Und genau diesem Anspruch wird die Crew um Millar, Quitely und Doherty hier auch gerecht. Sowohl zeichnerisch als auch farbtechnisch bewegen wir uns hier auf absolutem Top-Niveau. Zwar ist die Illustration für sich gesehen nicht unbedingt meisterhaft, doch in Kombination mit Millars Geschichte fügt sich alles in einem großen Wunderwerk fantastisch zusammen. Die Geschichte steht hier ganz klar im Mittelpunkt und da darf, nein, da muss die Illustration unterstützend wirken. Allgemein finden wir wenig Effekthascherei oder unnötige Panels, die nur den Sinn haben, die Story künstlich in die Länge zu ziehen. Hier passiert quasi durchweg Essenzielles und wir blicken dadurch auch hinter die Fassaden der einzelnen Charaktere. Man baut jedoch keine wirkliche Beziehung zu einem speziellen Charakter auf, man taucht viel mehr in die Geschichte an sich ein, als wäre man ein externer Beobachter. Dennoch kommt man nicht daran vorbei, bei den vielen gehaltvollen Konversationen selbst mitzudenken und Parallelen zur realen Welt zu ziehen, was dieses Comic ganz klar zu etwas Besonderem macht!

Gesamteindruck: 9/10
Ich bin stetig auf der Suche nach neuen, anspruchsvollen Comics, die von der Norm abweichen. Nach meinem letzten Review zu “Blast 1: Masse” hätte man meinen können, die Latte sei unfassbar hoch gelegt worden. Und auch ich dachte, ich würde so schnell nichts auch nur annähernd Vergleichbares finden. Doch habe ich mich geirrt! “Jupiter’s Legacy Band 1: Familienbande” hat es wirklich verstanden, mich zu beeindrucken. Die Geschichte war ebenso vielschichtig wie die Verweise auf reale Ereignisse unserer Geschichte treffend waren. Der Konflikt zwischen konservativem Denken und dem Drang nach Fortschritt ist diesem Werk ebenso inhärent wie die Frage, welche Methoden noch vertretbar sind, um ein Allgemeinwohl zu verwirklichen. Auch die Frage, ob Menschen in einem theoretisch funktionierenden System existieren können, oder ob jede noch so durchdachte Struktur am Wesen der Menschheit zu scheitern droht, wird auf diesen 140 Seiten behandelt. Man liest hier keine Superheldengeschichte, auch wenn Superhelden darin vorkommen. Man liest viel mehr eine polit-philosophische Hommage an das Bestreben der Menschen, sich selbst Strukturen und Regeln aufzuerlegen, in der permanenten Hoffnung, dass irgendwann alles besser werde. Jeder, der gerne etwas mehr möchte als eine nur im ersten Anschein tiefsinnige Superheldengeschichte, sollte hier definitiv zugreifen! Ich werde jedenfalls einen Teufel tun und mir die anderen Bände nicht bestellen!